Touristen unter sich

Eine Insel fern der Heimat. Rarotonga, etwa am anderen Ende der Welt. Als ich mit meinen Kindern ankomme, sagt man mir, ich solle das Taxi für meine Rückfahrt gleich bestellen, denn es gibt nur drei auf der ganzen Insel. Wenn ich nicht bestelle, kann es sein, dass der Flieger ohne uns abfliegt. Und der nächste kommt erst in einer Woche.

Gesagt getan. Ich bitte die Fahrerin, uns drei Tage später wieder abzuholen. Sie ist pünktlich da und bittet um unser Gepäck, das das Hotel noch bringen will. In der Wartezeit fragt sie mich, ob ich etwas dagegen hätte, wenn sie einen jungen Mann mitnehmen würde. Er hätte es versäumt, ein Taxi zu bestellen und käme dann nicht mehr zum Flughafen.

Kann man da nein sagen, zumal es sich um ein Großraumtaxi handelt? Ich sage ja und warte, bis mein Gepäck ankommt. Zu meiner Überraschung finde ich in dem Taxi  ein junges deutsches Paar mit viel Gepäck. Für uns ist fast kein Platz mehr da. Ich frage die Frau, von der zuvor keine Rede war, was das Ganze denn sein soll. Sie meint, sie hätte eine Vereinbarung mit der Taxifahrerin getroffen. Es wäre ihr Recht allein zu fahren.

Wir quetschen uns zusammen. Und los geht die Fahrt. Die Dame macht aus ihrem Unmut kein Hehl. Ihr ist es zu ungemütlich in dem Taxi. Sie hätte doch vereinbart, diese Fahrt zu machen. Ich bitte die Taxifahrerin anzuhalten, und die Dame samt Gepäck an die frische Luft zu setzen. Oder sie hält fortan die Klappe.

Sie hielt …

Eine Insel etwas näher an der Heimat. Malediven. Ich will tauchen. Da man aber nicht den ganzen Tag tauchen kann, habe ich mir einen Katamaran gebucht. Eine Lagune wie aus einem tropischen Märchen. Die Katamarane fliegen über das kristallklare Wasser.

Leider sind die acht Katamarane überbucht. An sich kein Unglück, denn fast alle wollen lieber tauchen gehen. Nicht so in einer Woche mit Sturm. Der Wind fegt mit 8 Bft. und macht eine Tauchfahrt zum Abenteuer. Aber das richtige Abenteuer wartet in der Lagune. Man kann unendlich schnell peesen. Eine einmalige Chance auf den ansonsten windstillen Tropeninseln. Nicht umsonst heißen die Tropen Kalmen von English calms. Auch die rastlosen Vögel, die Tausende von Kilometern abfliegen, die Albatrosse. Sie können den Äquator nicht überqueren, weil sie nicht ohne Wind starten können. Heute könnten sie.

Als ich mich den Booten nähere, kommt ein Fluch über meine Lippen. Keine 50 m vor mir hat ein junges Paar das letzte Boot geschnappt. Ich will umdrehen und ins Bett gehen. Da sagt der junge Mann: "Hey, ich habe das gleiche Boot zu Hause. Segle du mal heute."

Ein Freund – und noch ein Freund

Einer der besten Freunde meines Bruders … Sie kennen sich seit ihrer Schulzeit. Die Freundschaft hielt über Jahrzehnte über ihr Auswandern in ein anderes Land hinaus. Der andere, Freund B, ist mit von der Partie.

Eines Tages kauft sich mein Bruder ein Auto, um damit zwei Monate später in die Heimat zu fahren. Der Freund fragt, ob er so lange mit dem Auto fahren könne, da mein Bruder das Auto erst zum Zeitpunkt der Reise anmelden wollte. Es ergibt sich, dass der Freund B gerade sein Auto verkauft hatte und etwas Guthaben bei seiner Versicherung hatte. So wird das Auto erst einmal auf Freund B zugelassen.

Der Freund ist doch kein guter Autofahrer und fährt den Wagen zu Schrott. Auch der Rabatt von Freund B geht verloren. Was macht der gute Freund, um die beiden zu entschädigen? Er sagt, die beiden Freunde hätten doch gewusst, dass er ein miserabler Autofahrer sei. Der Schaden wäre nie entstanden, hätten die beiden ihm das Auto nicht gegeben.

Der Freund B meines Bruders erfährt von diesem, dass ein Jugendfreund von ihm ein Geschäft eröffnet. An dem sich mein Bruder beteiligen will. Denn mein Bruder will irgendwann heim und in einem eigenen Betrieb arbeiten. Freund B ist hellauf begeistert. Denn auch er will zurück. Was ist schöner als einen Betrieb aufzubauen, in dem drei Freunde gemeinsam wirtschaften können?

Freund B ist ein sehr fleißiger Mann. Er arbeitet Akkord bei seinem Arbeitgeber und macht noch eine Schicht bei einem anderen. Er unterstützt damit seine Eltern und die Familie seiner Frau. Trotzdem hat er viel Geld auf die hohe Kante gelegt. Dieses will er nu investieren.

Der Jugendfreund führt das Geschäft, während die beiden anderen jedes Jahr ihnen Anteil aufstocken und dazu noch viel Ware aus dem Ausland mitbringen. Ein florierendes Unternehmen …

Doch die Zeiten sind anders. Der Jugendfreund meines Bruders investiert das Kapital in eine Geliebte, verschuldet das Geschäft bei dubiosen Geldgebern und verschleppt die Insolvenz. So verliert Freund B ein Großteil seines hart erarbeiteten Geldes. Mein Bruder will ihn entschädigen, wenn er selber seinen Schaden überwunden hat.

Freund B lehnt jede Diskussion ab. Bis heute – 40 Jahre danach.