Was für ein Kollege

Mich erwischt es übel. Ich hatte in meinem Zimmer an der Uni ein Experiment vorbereitet. Dazu musste der Raum klimatisiert werden, weil die Temperatur bei dem Versuch eine große Rolle spielte. So habe ich ein mobiles Klimagerät installiert. Damit die Bude schnell auf die richtige Temperatur kam, habe ich das Fenster noch geöffnet, bevor ich zum Essen nach Hause fuhr.

Nach einer halben Stunde schlägt ein Gewitter ein. Da ich nicht so schnell in die Uni fahren kann, rufe ich einen Kollegen an, damit er das Fenster schließt. Zu spät, die Bude steht halb unter Wasser. Der Kollege wischt das Wasser mit einem Putztuch ab, das er neben dem Klimagerät deponiert. Er ruft mich an, damit ich den Rest erledige.

Am nächsten Morgen steht die Feuerwehr eine Etage tiefer. Die gesamte Decke eines Labors hat sich über Nacht voll Wasser gesaugt und ist gegen Morgen auf die Geräte gestürzt. Sie sucht die Quelle. In meinem Zimmer findet sie den Fehler. Der Schlauch von dem Klimagerät ist undicht und hat über Nacht die darunter liegende Decke voll Wasser gepumpt.

Ein morgens anwesender Kollege zeigt den Feuerwehrleuten das Tuch und erzählt, ich wäre sowieso so ein komischer Ingenieur und hätte versucht, mit dem Lappen das Leck an dem Schlauch abzudichten.

Die Feuerwehrleute schmeißen ihn raus.

Einem Kollegen geht es richtig übel. Unser aller Doktorvater will in seiner eingereichten Dissertation einen tödlichen Fehler entdeckt zu haben. Die wichtigste Erkenntnis steht fast komplett in einer Diplomarbeit, die er betreut hat. Plagiat! Dafür gibt es keinen Pardon.

Ich erkläre dem Chef, dass die Sache mit dem Plagiat nicht stimmen könne. Denn diese Erkenntnis ist in einem Versuch entstanden, den der Kollege mir und einem anderen vorgeführt hatte. Da war von dem Diplomanden noch keine Rede gewesen. Wie dieser zu der Erkenntnis gelangt sei, die jetzt Schwarz auf Weiß in seiner Diplomarbeit steht?

Einfach zu erklären: Ein Doktorand erläutert seinen Diplomanden seinen Erkenntnisstand, damit diese die Sache weiterführen können. Der betreffende Student hatte aber nichts Bedeutendes mehr hinzugewinnen können. So hat er weitgehend das geschrieben, was der Kollege ihm in unserem Beisein berichtet hatte.

Doch der Student will das nicht zugeben. Denn er hatte unterschrieben, dass er die Diplomarbeit selbständig erarbeitet hätte. Sonst bekommt man kein Diplom. Der Chef bittet mich, außen vor zu bleiben, weil der andere Kollege B bestimmt einen Weg finden würde, um dem Doktoranden zu schaden. Dieser hatte ihn nämlich einst übel in die Pfanne gehauen.

Doch der Kollege B will Gerechtigkeit und willigt sofort ein, für den gemeinen Typen auszusagen. Allerdings stellt der Doktorvater die Bedingung, dass der Doktorand den Kollegen selbst als Zeugen benennt. Dieser wittert Lunte und arbeitet lieber ein Jahr länger an seiner Diss.

Kollege B hatte nunmehr ein gutes Verhältnis mit dem Chef bis zu dessen Tode.

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